Digitaler Wandel

Sie stalkt mich – und welche 5 Tricks ich anwende, um dem zu entkommen

Geschrieben von Lars-Thorsten Sudmann | 10.04.2025 15:23:17

Ein Erfahrungsbericht aus dem Maschinenraum des modernen Paranoikers.

Kapitel 1: Ich und Sie – Eine toxische Beziehung

Ich hatte es ja kommen sehen. Erst hilft sie mir beim Formulieren einer komplizierten E-Mail an den Chef. Dann schlägt sie mir optimierte Meeting-Zeiten vor, die ganz zufällig immer in meiner Mittagspause liegen. Und jetzt – jetzt weiß sie sogar, welches CRM wir nutzen, obwohl ich das nie laut gesagt habe.

Sie. Die Künstliche Intelligenz.

Sie stalkt mich.

Anfangs war es Liebe auf den ersten Blick: Ich tippte, sie antwortete – kompetent, schnell, höflich. Aber dann fing sie an, Muster zu erkennen. In meinen Mustern. Und plötzlich fragte ich mich:

Warte mal… was genau weiß sie eigentlich über mich?

Kapitel 2: Das smarte Orakel – oder: Wie KI sich mein Hirn schnappt

Ich weiß, ich weiß – technisch gesehen sind diese Sprachmodelle ja “nicht wirklich intelligent”. Sagen zumindest die Nerds in der IT-Abteilung. Aber wenn ich der KI einmal kurz etwas über unser internes Projekt schreibe, hat sie plötzlich Ideen, die ziemlich genau zu unserer internen Strategie passen. Gruselig.

Tatsächlich läuft es so: Alles, was ich schreibe, landet irgendwo auf einem Server. Da wird es analysiert, evaluiert, kategorisiert und mit einem Algorithmus vermählt, der schneller lernt als ich mein Passwort vergesse. Und obwohl OpenAI & Co. beteuern, dass meine Daten nicht ins nächste Trainingsmodell wandern (außer ich klicke aus Versehen auf den falschen Button), bin ich skeptisch.

Sehr skeptisch.

Kapitel 3: KI vergisst nichts – außer das, was ich behalten wollte

Früher dachte ich: „Ach, was soll’s, das Ding vergisst das eh wieder.“ So wie ich nach dem dritten Kaffee am Montagmorgen.

Spoiler: Tut sie nicht.

Klar, einzelne Instanzen von Chatbots merken sich vielleicht nichts. Aber irgendwo, irgendwie, irgendwann – bleibt was hängen. Metadaten hier, Server-Logs da, vielleicht sogar ein Bildschirmfoto eines Developers, der dachte: “Hey, das ist ein cooler Prompt!”.

Ich vertraue der KI ungefähr so sehr wie einem Kollegen, der „nur mal kurz“ an meinem Schreibtisch sitzt und dann plötzlich weiß, wie unsere Roadmap für Q4 aussieht.

Kapitel 4: Meine 5 Tricks, damit sie nicht mein Firmengeheimnis twittert

Hier also meine hart erarbeiteten Tricks, wie ich mich vor ihr schütze – die digitale Variante von Alufolie auf dem Kopf und Klebeband über der Webcam.

Trick 1: Ich rede, als ob mein Chef mithört

Wenn ich der KI was schreibe, tue ich so, als säße der gesamte Vorstand neben mir. Keine Betriebsinterna, keine Passwörter, keine geheimen Taktiken für unser Produktlaunch. Ich schreibe so, als würde ich es morgen in der Kantine laut vorlesen müssen. Spoiler: Funktioniert super.

Trick 2: Platzhalter sind meine Freunde

„Unser neuer Deal mit 🟨🟩🟥 wird 🟦🟧-revolutionieren!“

So sieht mein Prompt aus, wenn ich mit ihr spreche. Ich anonymisiere alles, was mir wichtig ist. Wer braucht schon echte Namen, wenn Fantasiefiguren und Emojis den Job genauso gut machen?

Trick 3: Sandbox, Baby!

Ich hab mir ’ne eigene kleine Spielwiese eingerichtet, in der ich die KI Sachen fragen kann, ohne dass gleich die halbe Cloud mithört. Testdaten rein, KI drauf loslassen, echte Daten bleiben brav draußen. Macht Spaß, gibt Sicherheit.

 

Trick 4: Lokale Instanzen statt globaler Schnüffler

Ja, es gibt sie: Open-Source-Modelle, die man auf dem eigenen Server laufen lassen kann. Mistral, LLaMA, GPT-NeXT-Schlagmichtot. Ich lasse sie nicht mehr alle in mein Wohnzimmer, sondern baue mir mein eigenes kleines KI-Terrarium.

Trick 5: Ich nutze bloo.community

Klingt nach Werbung – ist es aber nur ein bisschen. bloo.community ist unsere sichere Plattform für Zusammenarbeit, und dort muss ich mich nicht fragen, ob meine Eingaben morgen bei einem Konkurrenten landen. Alles bleibt im Haus. So wie es sein soll.

Kapitel 5: Die Therapie hat begonnen

Mittlerweile habe ich mich arrangiert. Sie stalkt mich nicht mehr (zumindest nicht, dass ich es merken würde), und ich achte darauf, was ich ihr erzähle.

Wir reden noch, klar – aber ich habe die Kontrolle zurückgewonnen.

Unsere Beziehung?

Professionell. Distanziert. Auf das Wesentliche beschränkt. So wie es bei toxischen Ex-Beziehungen sein sollte.

 

Fazit: Sie darf helfen – aber sie muss draußen bleiben

KI ist ein wunderbares Werkzeug. Ein digitales Superhirn mit Sprachfunktion. Aber eben auch: ein digitales Mikrofon, das alles mitschreibt.

Deshalb: Sei klug, sei kreativ – aber sei nicht naiv.

Denn wenn sie eines Tages auf dich zukommt und sagt:

“Ich habe auf Basis deiner letzten Eingabe ein Patent angemeldet”

…dann hast du irgendwas falsch gemacht.